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Sunday, 16. February 2003

Srpski Žurnal

YU

Montag 08.07.02

Vašar in Požarevac. Findet, wenn ich das richtig verstanden habe, jedes Jahr am 7. und 8. Juli statt, zum Ivanjdan. Das ist ein kirchlicher Feiertag, der irgendetwas mit Johannes dem Täufer zu tun hat. Es gibt noch einen Feiertag im Januar, der ebenfalls J. dem T. gewidmet ist. Frag mich nicht, was für Unterschiede es gibt. Auf jeden Fall sind die Jahrmärkte – das ist nämlich ein Vašar – immer an irgendwelche kirchlichen Feiertage gekoppelt. Im orthodoxen serbischen Kirchenkalender sind die Jahrmärkte mit aufgeführt. Das ganze ist eine Mischung zwischen Kirmes, Floh-, Wochen- und Trödelmarkt. Und ungeheuer groß. Unglaublich groß. Die Stadt hat etwa 60 Tausend Einwohner, aber ein großes Einzugsgebiet mit den umgebenden Dörfern. Aber auch mit der ganzen Umgebung können es so viele doch nicht sein. Aber der Markt ist riesig. Vielleicht war es die mangelnde Übersicht, da wir mit Milan unterwegs waren und nicht so schnell voran kamen, oder weil die Stände auf den Wohnstraßen um das Gelände herum ausuferten. Wir sind auf jeden Fall nicht zum Zentrum des Vašar vorgedrungen, sondern blieben auf dem Weg stecken. Es wurde immer voller und lauter je später es wurde. Auf den Restaurant-Ständen konnte man Sänger Narodnu Muziku singen hören. Narodna Muzika kann nur unzureichend mit dem deutschen Begriff "Volksmusik" übersetzt werden, da in Deutschland Volksmusik eine Musik bezeichnet, die sich nicht mehr entwickelt und die ein Schattendasein führt. Hier ist Narodna Muzika etwas was selbstverständlich zum Alltag gehört und auch von jüngeren Leuten (naja, gut bestimmten jüngeren Leuten, aber mehr jüngeren Leuten als in D.) gehört und gespielt wird - vor allem bei Hochzeiten. Da gehört das dazu. Und weil jeder mit Hochzeiten aufgewachsen ist, da diese mit der gesamten Nachbarschaft und Freundeskreist gemeinsam drei Tage gefeiert werden, kennen alle diese Lieder. Die verschiedenen Freß-Zelte hatten also alle ihre eigenen Livekapellen verschiedener Güte (genauso wie das Essen, ob es dabei allerdings eine Entsprechung gab, konnte ich empirisch nicht ausreichend testen). Ein Zelt hieß "Restoran kod Macka" und der Inhaber "(Vla.) T. Avramovic Carevic" so stand es auf dem selbstgemalten Schild nur auf kyrillisch. Dort haben wir die fettigsten Würstchen gegessen, die es je gab. D.h. Milan hat zwei Drittel meiner Wurst gegessen. Beim Kater ging es recht rustikal zu. Die gebratenen Schweine, Hammel, Geflügel und anderes nicht identifiziertes Getier lagen aufeinander getürmt auf den Tischen. Es gab auch gebratenes Gedärm. Drumherum standen Plastiktische mit roten und weißen Tischdecken. Es war ziemlich leer, was uns hätte zu denken geben sollen. Es war total exotisch. Wie Entenbratereien in Hongkong. Die anderen Fleischstände, die danach kamen, sahen wesentlich vertrauenserweckender aus, nur war es da schon zu spät. Allerdings gings uns allen gut und auch Milan scheint die fettige Wurst gut zu vertragen.

(morgen weiter)

Wie gesagt, wir liefen nur in der Periferie herum und sahen im Hintergrund nur entfernt die Schiffsschaukeln und Riesenräder, Achterbahnen und wie sonst auch diese ganzen Foltermaschinen heißen, in die mich keine zehn Pferde treiben könnten. Mir wird schon vom Zugucken schlecht. Als es dunkel wurde, sah man auf jeden Fall im Hintergrund die bunten Jahrmarktskaruselle (ist natürlich viel zu harmlos bezeichnet, aber wie heißen diese Dinger?) sich entfernt abzeichnen. Wir haben Milan ein Teletubbie-Luftbalon gekauft, den ich zu lose am Arm festgebunden habe, und der sich losriss und über die erleuchte Jahrmarktsfläche in den dunklen Himmel flog.

Der Bambi-Park ist jetzt für alle geöffnet. Das war ein Projekt der Familie Milosevic, die für einen mickrigen Vergnügungspark, der wirklich nicht viel hermachte, Eintrittsgelder nahmen und die Grundschulkinder aus ganz Serbien hinkarren ließen. Ist ganz nett so für Milan, aber Eintritt und weit anreisen ... nee. In dem großen Sandkasten ist ein Piratenschiff aus Holz mit Rutsche und Treppen. Allerdings schreien zwei Aufseherinnen von Anfang zwanzig alle Kinder an, sie sollen sich nicht an das Geländer anlehnen, es sei morsch. Fühlte sich für mich zwar nicht so an, aber nun gut. Es ist natürlich nicht ganz klar, wieso sie das Ding bis zur Instandsetzung nicht ganz schließen.

An einem Stand mit Haushaltsgegenständen und Schuhen (was die meisten meisten Stände betrifft) ein Beach-Bum Typ mit Surfershorts, Holzperlenkette und zu viel Kilos um die Hüften und sonst nix. Sehr apart. Hatte definitiv was sorglos mönchisches, allerdings vielleicht eher buddhistische Mönche oder der Typ aus der Tonne, Diogenes.

Dienstag 09.07.02

Treffen mit Herwig Kempf vom Goethe Institut Belgrad. Zweistöckiges altes Gebäude (Balkan-Klassizismus). Unten Bibliothek und oben Büros. Recht großzügiges Büro mit gediegen sozialistischer Ausstattung. Kempf Ende 50, sehr freundlich, leichter bayrischer Akzent, so dass man kaum hört, dass es ein bayrischer ist, aber sich fragt, was für einer es sein könnte. Treppenhaus sehr klassizistisch, breiter Aufgang mit Säulen. Allerdings ist alles etwas verstaubt. Sehr nettes und interessantes Gespräch, allerdings von einem Außenstehenden, was man auch merkt.

Eindrücke auf den Belgrader Straßen:

Graffitos "Živeo Sloba" und die Verballhornung "Živeo Šljiva" und "Živeo

Šljivandžija" (was auch immer das ist, aber es scheint etwas zu bedeuten, ich habe später den besagten S. in der Zeitung erwähnt gesehen, leider ohne Erklärung für den Außenstehenden). Überhaupt finde ich, sind die Zeitungen hier ziemlich kryptisch. Ereignisse, die dem beschriebenen vorhergehen, werden nicht erklärt, das heißt, wenn man nicht die ganze Zeit die Geschehnisse verfolgt, ist man irgendwann aufgeschmissen. Es gab zum Beispiel ein Interview mit einer Frau von einer schwul-lesbischen Organisation, bei dem es um die Gay-Parade letztes Jahr in Belgrad ging, bei der es offensichtlich Übergriffe von Faschos gab und wobei wohl auch mehrere Menschen verletzt wurden. Allerdings stand das nirgendwo. Jemand, der das letztes Jahr nicht verfolgt hat, konnte sich das alles nur so zusammenreimen. Man kann natürlich mit einigem Recht annehmen, dass die Leute, die

Ecke Nemanjina und Kneza Milosa gegenüber von der Vlada Srbije ist ein Gebäude, das offensichtlich bombardiert wurde. Es ist ein Ensemble auf beiden Seiten der Nemanjina Ulica aus den 70ern oder 80ern mit braunen verglasten Fenstern und jeweils zwei Vorsprüngen, die aufeinander zeigen. In den Häusern sind große Löcher über 2 Stockwerke (Foto machen). Alles ist geräumt und abgesperrt. Was wurde in Belgrad am 11. September gesagt und gedacht?

Mittwoch 10.07.02

Heute nur in P. gewesen. Anda besucht, mit M. und M. auf dem Friedhof gewesen. Der kleine M. ist auf die Nase gefallen, was ihm – obwohl es nicht schlimm war, doch den Abend versaut hat. Die Leute in Belgrad sind viel netter als die in Pozarevac.

Worüber noch schreiben?

Frauen hier. Wie sehen sie aus? Wie sind sie so drauf?

Der Himmel über Pozarevac. Zwischen Weite und Paranoia

diesige Farben, alles leicht verstaubt.

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