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Tuesday, 25. February 2003

This is not Handke II

Ach und wenn ich schon dabei bin: hier sind noch ein paar Aufzeichnungen vom Sommer 2002 in Jugoslawien - Fragmente eines serbischen Tagebuchs.

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This is not Handke I

Der Text über Belgrad ist schon vom letzten Jahr und eigentlich noch nicht fertig. Müsste noch ein paar Interview-Bänder abhören und die Fotos einscannen. Aber hier ist er schon mal.

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Stadt - Land - Fluss

YU

Nachkriegszeit in Belgrad

Belgrade is situated in South-Eastern Europe, on the Balkan Peninsula. It lies at the point where the river Sava merges into the Danube, on the slope between two alluvial planes.

An der Autobahn, die vom Belgrader Flughafen in die Stadt hineinführt, steht ein futuristisches Hochhaus, dessen zwei Türme oben durch eine breite Betonbrücke und einen spindelförmigen Aufsatz miteinander verbunden sind. Das ist das Geneks-Gebäude, das sogenannte "westliche Tor Belgrads". Einer der Türme wird als Wohngebäude genutzt. Im anderen befanden sich die Büros der Firma Geneks, die einmal – vor langer Zeit vor dem Krieg – die größte Exportfirma Jugoslawiens war. Sie wickelte 1989 27 Prozent des serbischen und 13 Prozent des jugoslawischen Außenhandelsumsatzes ab. Getreu dem Namen "General Export" kaufte und verkaufte Geneks Reisen, Kleidung, Häuser, Medikamente und noch einiges mehr. Zwölf Jahre später ist die Firma pleite und sucht einen Konkursverwalter, der noch rettet, was zu retten ist.

Wieder auf der Autobahn kurz nach Sonnenuntergang: vor dem violetten, roten, dunkelblauen Himmel erheben sich die Hügel der Stadt. Beleuchtete Häuser und Straßen spiegeln sich in der Save. Links die dunkle Silhouette des Kalemegdan, die Türkenfestung, eines der Wahrzeichen Belgrads und zu einem großzügigen Park ausgebaut. Nachts von der Autobahn aus gesehen, liegt die Stadt ausgebreitet wie ein Juwel. Die warmen Lichter locken und versprechen Abenteuer und Geheimnis. Tagsüber ist die Szenerie abweisender. Die Straßen sind voller Menschen, die hin und her eilen und ihren Geschäften nachgehen, nicht anders als in jeder anderen europäischen Stadt. In anderen Städten fragt man sich jedoch nicht, ob die bröckelnde Fassade eines Hauses durch Alter oder durch eine NATO-Bombe entstanden ist.

In jeder neuen Stadt muss man sich erst einmal zurechtfinden, verstehen, wie sie funktioniert, welche Farben und welche Gerüche vorherrschen, worüber die Leute reden, was sie interessiert. Wenn man nicht an der Oberfläche bleiben will, sondern eintauchen in die Essenz der Stadt, nicht nur die Sehenswürdigkeiten abhacken möchte, sondern wissen will, was sie bedeuten, so wird man sich unter Umständen fremder fühlen, als wenn man den Versuch nicht unternommen hätte.

The river waters surround it from three sides, and that is why since ancient times it has been the guardian of river passages. Because of its position it was properly called "the gate" of the Balkans, and "the door" to Central Europe.

Neben dem Hauptbahnhof befindet sich der Busbahnhof. Züge in Serbien fahren selten und sehr langsam, und das Schienennetz ist nicht besonders ausgebaut. Die meisten Leute fahren, wenn sie es sich leisten können, lieber mit dem Bus. Reisende laufen hin und her, sitzen am Rand der Schalterhalle und warten. Zigeunerkinder betteln vor der Halle, drei Jungs zwischen vier und sechs Jahren. Geschickt rennen sie zwischen hupenden Autos, Bussen und Straßenbahnen hin und her. Eine Blechblaskapelle macht eine Pause auf ihrem Weg zum nächsten Auftrittsort. Die Musiker sitzen, ihre Instrumenten neben sich, auf den Betonblumenkästen vorm Bahnhof und rauchen.

Überall stehen Kioske und bieten Zeitungen, Gebäck, Zigaretten, Musikkassetten zum Kauf an. Einige haben nationalistische Fahnen und T-Shirts in der Auslage. Die T-Shirts tragen das Bild des Serbenführers und Kriegsverbrechers Radovan Karadžić. "Serbischer Held – Ich gelobe, dass ich dem Wesen Radovan Karadzics treu bleiben werden" steht in altserbischer kyrillischer Schrift drunter. Andere behaupten "Jeder Serbe ist ein Karadžić", was für jeden normalen Menschen eine Beleidigung darstellen sollte.

Ein alter gelber Mercedes voller Blumen fährt vor dem Bahnhof vorbei: Dachgepäckträger, Rücksitz und Gepäckraum sind voller roter Rosen und weißer Nelken in dunkelgrünen Bottichen. Handel mit Gebrauchswaren ist eine der wenigen Möglichkeiten Geld zu verdienen. Der Durchschnittslohn beträgt etwa 120 Euro, der monatliche Bedarf etwa das vierfache. Die Preise für Lebensmittel sind nur geringfügig niedriger als in Deutschland. Wie die Leute zurechtkommen, bleibt ein Rätsel. Wenn man nachfragt, ist die Antwort meist ein Schulterzucken und "Irgendwie geht es schon". Jeder Reiseführer über Belgrad schreibt, dass sich hier Orient und Okzident mischen. Hier am Bahnhof stimmt das am ehesten. Hier kommen alle zusammen: Bauern aus dem Umland, Zigeuner, Studenten auf dem Weg zu ihren Eltern. Ein Umschlagplatz für Menschen. Hier kann man ein wenig Balkan-Exotik bestaunen.

Along the ridge of the slope, from Kalemegdan, along the Knez Mihailova street, across Terazije to Slavija, stretches the main city traffic artery.

Rechts vom Bahnhof am Krankenhaus "Heiliger Sava" führt die Nemanjina Straße zu den Regierungsgebäuden der Republik Serbien. An der Ecke zur Kneza Miloša Straße stößt man auf ein zerstörtes Gebäude aus den 70er Jahren: den Generalstab der jugoslawischen Armee, der 1999 von Nato-Bomben getroffen wurde. Die Eckteile auf beiden Seiten der Straße neigen sich einander zu, um dann treppenförmig nach oben zurückzuweichen. Die Löcher, die die Bomben geschlagen haben, erstrecken sich über zwei, drei Stockwerke. Niemand arbeitet mehr hinter den braunen verspiegelten Fenster; das Gebäude ist mit zerbeulten Metallplatten abgesperrt.

Ein Stück weiter oben kommt dann der Slavija Platz, wo schon vor mehr als zehn Jahren das erste McDonalds in – damals noch ganz – Jugoslawien eröffnet wurde. Es befindet sich in einem zweistöckigem klassizistischem Gebäude und sieht von innen aus, wie die McDonald's Restaurants auf der ganzen Welt. Die Hamburger schmecken genauso wie in Paris oder New York. Der Slavija Platz war bis vor zwei Jahren einer der chaotischsten Orte in Belgrad. Hier hatte sich so etwas wie ein illegaler Markt entwickelt. Alles stand voller Kioske und Stände, die von Wollsocken bis zu illegal kopierten CDs und Videofilmen alles anboten. Es war lebensgefährlich über die Straße zu gehen, Autos führen in wilden Überholmanövern durch jede Lücke und alles war vollgestellt. Die neue Stadtregierung hat aufgeräumt. Die Kioske sind weg und um das Denkmal eines vergessenen sozialistischen Helden auf der Mittelinsel, die selten jemand betritt, .

At Knez Mihailova street, the coordinates of Belgrade are marked: 44049'14" of northern latitude, 20027'44" of eastern longitude, altitude 116,75 m.

Herwig Kempf ist der Leiter des Goethe Instituts in Belgrad, das sich in der Fußgängerzone der Knez Mihajlova Straße befindet. Das ist hier die Haupteinkaufsstraße der Stadt, in der sich sich exklusive Boutiquen aller westlichen Modemarken mit Galerien und Straßencafes abwechseln. In seinem holzgetäfelten Büro erzählt er von der wieder erwachenden Belgrader Kunstszene, die nach der Stagnation der letzten zehn Jahre ungeduldig darauf wartet, wieder Anschluss an Westeuropa zu bekommen. Das Goethe-Institut hat nach dem Sturz von Milosevic am 5. Oktober 2000 seine Arbeit wieder aufgenommen und arbeitet verstärkt mit unabhängigen Gruppen und Künstlern der mittleren und jüngeren Generation zusammen, veranstaltet klassische Konzerte, konzipiert Ausstellungen junger Künstler aus der ganzen Balkanregion und lädt zu Workshops zu digitaler Kunst und neuen Medien ein. "Die Belgrader Kulturszene ist eine der interessantesten Europas," erzählt Kempf, "die Leute sind interessiert und begeisterungsfähig."

The Danube flows through 60 km of Belgrade area, from Stari Banovci to Grocka, while the Sava covers 30 km from Obrenovac to its intake. The length of river banks of Belgrade is 200 km.

Das Museum der zeitgenössischen Kunst liegt auf der anderen Seite der Save in Neu Belgrad in einem riesigen, menschenleeren Park. Jetzt im Juli ist es heiß, über 35° Celsius im Schatten und die Rasenflächen fangen an, gelb zu werden. Im Museum ist die Klimaanlage trotz vieler Versprechungen ausländischer Sponsoren und Stiftungen seit Jahren kaputt. Im Juni hat das Museum mit einer neuen ständigen Ausstellung den "jugoslawischen Kunstraum" neu einzukreisen versucht. Nur drei Wochen später muss die Ausstellung schließen: die Gemälde drohen von der Hitze beschädigt zu werden. In der Halle stehen jetzt drei Skulpturen und eine Videoarbeit, in der eine Männerhand das Gesicht einer Frau hin und herdreht. Dabei ertönt eine männliche Stimme, die in verschiedenen Abstufungen der Ungeduld und Aggressivität, auf deutsch die Frage "Was ist Kunst?" stellt.

Hinter dem modernistischen sechziger Jahre Bau des Museums verläuft die Donaupromenade, von der aus man einen guten Blick auf die Burg und die Altstadt hat. Unter den Bäumen ist es schattig und vergleichsweise kühl. Eine junge Frau in lila Kittelschürze schüttet Wasser aus einem Plastikkanister auf den Asphalt vor ihrem Kiosk, um Verdunstungskälte zu erzeugen.

Nach einigen Tagen in der Stadt beginnt man langsam Muster zu erkennen. Dinge wiederholen sich, man erkennt Leute auf der Straße wieder. Wie zum Beispiel das rothaarige Mädchen aus einer Galerie, die später in der Buchhandlung im Haus der Jugend sitzt, und die man am nächsten Tag vor dem Internetcafe auf der Vuka Karadžića Straße sieht. Dann möchte man bleiben, um diese neue Wirklichkeit weiter zu erforschen.

kursive Zitate: www.beograd.org.yu – Official Internet Site of Belgrade

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