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Thursday, 2. March 2006

Mutterbilder

muetter

Interview im Zitty mit Barbara Vinken:

Hängt das Gejammer nicht eher mit der ökonomischen Verunsicherung in Deutschland zusammen? Nein, das glaube ich nicht. Es liegt am Mutterbild. Viele Frauen beharren hierzulande auf ihrer Berufung zur Mutter und meinen, dass es mit dem Beruf deswegen nicht geht. Das macht mich auch als Vorgesetzte nervös. Natürlich erfordert die Situation meiner Mitarbeiterinnen, die Kinder haben, dass ich ihnen entgegenkomme. Das muss ich ja auch, wenn sich jemand ein Bein bricht oder unglücklich verliebt ist. Aber es nervt, wenn Frauen Rücksichtnahme erpresserisch einfordern, nach dem Motto: Jetzt bin ich Mutter. Das liegt daran, dass wir das Mutterbild so hoch hängen. Beides müsste sich ändern: das Bild vom Super-Beruf und die Behauptung, die Berufung liege eigentlich woanders.

Ich hab ja mal über die Mütter-Krankheit geschrieben (und mich ein bisschen aufgeregt drüber). Im Zitty-Interview erzählt Barbara Vinken mit wissenschaftlicher Authorität im Hintergrund, was hier das Problem ist. Es erleichtert immer, wenn man die eigenen Ansichten gespiegelt sieht. Ich dachte schon, ich steh allein auf weiter Flur.

Die Zitty-Mädels, die das Interview gemacht haben (Heike Gläser und Claudia Wahjudi), scheinen auch noch ein wenig an den Mythos zu glauben, wie anspruchsvoll und schwierig das Muttersein ist. Sie bemerken: "Sogar mit Betreuung bleibt es schwierig ..." und meinen das Kinderhaben. Vinken antwortet genau richtig: "Nein, das ist nicht schwierig. Sicher nicht. Das ist nur dann schwierig, wenn Sie den Beruf phallisch fetischistisch besetzen."

Sie kritisiert auf der einen Seite die ganzen Supermütter, die meinen, ihr Leben würde sich vollkommen ändern, wenn sie Bälger in die Welt setzen, ohne dabei zu verschweigen, dass natürlich die Kinderbetreuungssituation katastrophal ist in Deutschland. Das Interview ist noch bis Mitte März online, solange die aktuelle Ausgabe der Zitty aktuell ist. [via Existentielles Besserwissen]

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