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Mutterbilder

muetter

Interview im Zitty mit Barbara Vinken:

Hängt das Gejammer nicht eher mit der ökonomischen Verunsicherung in Deutschland zusammen? Nein, das glaube ich nicht. Es liegt am Mutterbild. Viele Frauen beharren hierzulande auf ihrer Berufung zur Mutter und meinen, dass es mit dem Beruf deswegen nicht geht. Das macht mich auch als Vorgesetzte nervös. Natürlich erfordert die Situation meiner Mitarbeiterinnen, die Kinder haben, dass ich ihnen entgegenkomme. Das muss ich ja auch, wenn sich jemand ein Bein bricht oder unglücklich verliebt ist. Aber es nervt, wenn Frauen Rücksichtnahme erpresserisch einfordern, nach dem Motto: Jetzt bin ich Mutter. Das liegt daran, dass wir das Mutterbild so hoch hängen. Beides müsste sich ändern: das Bild vom Super-Beruf und die Behauptung, die Berufung liege eigentlich woanders.

Ich hab ja mal über die Mütter-Krankheit geschrieben (und mich ein bisschen aufgeregt drüber). Im Zitty-Interview erzählt Barbara Vinken mit wissenschaftlicher Authorität im Hintergrund, was hier das Problem ist. Es erleichtert immer, wenn man die eigenen Ansichten gespiegelt sieht. Ich dachte schon, ich steh allein auf weiter Flur.

Die Zitty-Mädels, die das Interview gemacht haben (Heike Gläser und Claudia Wahjudi), scheinen auch noch ein wenig an den Mythos zu glauben, wie anspruchsvoll und schwierig das Muttersein ist. Sie bemerken: "Sogar mit Betreuung bleibt es schwierig ..." und meinen das Kinderhaben. Vinken antwortet genau richtig: "Nein, das ist nicht schwierig. Sicher nicht. Das ist nur dann schwierig, wenn Sie den Beruf phallisch fetischistisch besetzen."

Sie kritisiert auf der einen Seite die ganzen Supermütter, die meinen, ihr Leben würde sich vollkommen ändern, wenn sie Bälger in die Welt setzen, ohne dabei zu verschweigen, dass natürlich die Kinderbetreuungssituation katastrophal ist in Deutschland. Das Interview ist noch bis Mitte März online, solange die aktuelle Ausgabe der Zitty aktuell ist. [via Existentielles Besserwissen]

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Das Absehen von der Kategorie Geschlecht halte ich nicht in jedem Fall für ein Problem

muetter

Ich auch nicht.

Interview mit Isabelle Graw in der TAZ www.taz.de

Das Absehen von Geschlecht als einer analytischen Kategorie in der Auseinandersetzung mit Kunst halte ich nicht in jedem Fall für ein Problem. Das versuche ich auch in meinem Vorwort zu erklären. Warum ich nicht mit der Kategorie Geschlecht arbeite, warum ich das Frausein nicht als analytische Kategorie für die Interpretation von künstlerischen Arbeiten heranziehe. Ich denke nämlich, dass Geschlecht inzwischen zu einem Routinebegriff geworden ist. Zu einem Begriff, der mehr oder minder zur Verdinglichung der Geschlechterverhältnisse beiträgt. Mit meinem Buch versuche ich, aus dem Zirkelschlussdenken der feministischen Kunstgeschichte herauszutreten.

Will heißen?

Mit Zirkelschlussdenken meine ich ihre Tendenz, die Position "Frau" explizit oder implizit zum Dreh- und Angelpunkt von Bildanalysen zu machen. Dies kann sich darin äußern, dass diese Position "Frau" entwender aus der künstlerischen Arbeit abgeleitet oder von dieser repräsentiert gesehen, gleichsam in ihr "wiedergefunden" wird. Das Problem ist nur, dass alle anderen Aspekte, etwa die dem Kunstwerk eingeschriebenen Anspielungen auf bestimmte ästhetische Konventionen, zu kurz kommen. Natürlich gibt es künstlerische Arbeiten, in denen Frausein explizit thematisiert wird. Ich habe mich nur mit wenigen Arbeiten dieser Art auseinander gesetzt, weil ich mein Thema darin sehe, mich mit Konventionen des Kunstbetriebs allgemein auseinander zu setzen. [...]

Themenwechsel. Ausnahmefrauen, so scheint es, sind Frauen ohne Kind?

Da muss ich stutzen. Warum soll sich die Kindfrage überhaupt stellen? Ist es nicht vollkommen irrelevant - jedenfalls für die Interpretation einer künstlerischen Arbeit -, ob eine Künstlerin Mutter ist? Es sei denn, diese Mutterschaft wird zum Thema, wie bei Mary Kelly, die diesen "subjektiven Zustand" zu objektivieren suchte. In dieser scheinbar neutralen Bemerkung schwingt außerdem latent der Vorwurf mit, "Ausnahmefrauen" würden ihrer "Reproduktionspflicht" nicht nachkommen. Einmal abgesehen davon, dass "Frausein" nicht automatisch "Mutterschaft" impliziert, haben einige der von mir behandelten Künstlerinnen durchaus Kinder - Sarah Morris hat einen kleinen Sohn und Katharina Sieverding hat drei Kinder.

Schließt an an meine kleine Auslassung am diesjährigen Muttertag.

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Mother's day

muetter

Der richtige Film zum Muttertag: Hexen hexen. Die Programmplaner von Kabel1 scheinen den Mutterkitsch auch nicht zu mögen und haben diesen fiesen Film über böse Hexen, die dabei viel Spaß haben und alle Kinder Englands in Mäuse verwandeln wollen, gesendet. Kinder stinken, machen Lärm und essen die ganze Schokolade auf. Wenn das kein Grund ist. Ich habe heute gehört, dass Muttertag eh eine Erfindung findiger amerikanischer Blumenhändler war, um ihr Geschäft anzukurbeln. Und einmal im Jahr hilft Vater im Haushalt. Auf dem Spielplatz waren heute jedenfalls wesentlich mehr Väter als sonst am Sonntag.

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Muttermythen

muetter
That might seem obvious, but the strange thing about being a woman without much interest in mothering is that many people you love and admire will tell you not to trust your instincts. Motherhood, they say, is, for all its struggles, an experience of such ineffable joy that those who've done it can't imagine life without it. Motherhood evangelists have a store of conversion stories. Either they, or someone they know intimately, had once been like me, cherishing their independence and impatient with children. But when bathed by the blissful hormones that accompany procreation, they saw the light and now their lives are richer and more meaningful than they ever thought possible. They say those who haven't parented can't even begin to comprehend its radiant satisfactions.
Wieso erwarten die Leute, dass Kinder kriegen einen zu einem neuen, komplett anderen Menschen macht? Ich sag immer, ich hab ein Kind gekriegt und keine Hirnoperation hinter mir. Und ich kann mir genauso vorstellen, kein Kind zu haben und trotzdem ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen. Wieso soll Mutter-Sein die eigene Identität definieren müssen? Salon.com hat zum Muttertag diese Artikelserie "To Breed or Not to Breed", in der Leute erzählen, warum sie keine Kinder haben (wollen), und genau das, was sie sagen, nervt mich auch an vielen, vielen Leuten - um genau zu sein vor allem Frauen - die mir weismachen wollen, die Erfahrung des Kinderkriegens hat sie zu einem neuen Menschen gemacht. Kann ja sein, aber sind sie davon bessere Menschen geworden? Das Thema verfolgt mich: Meine kleine Ausseinandersetzung mit E. und gestern erfuhr ich, dass im Künstlerhaus Bethanien heute nachmittag eine Ausstellung eröffnet mit dem Titel "DoubleBind: Kinder-Kunst-Karriere". Mal schauen, ob da die Mädels wieder jammern dürfen, wie schlecht es ihnen geht und wie benachteiligt man als Frau ist. Ja, die Kinderbetreuungssituation in Deutschland ist schlecht. Aber das gesellschaftliche Bild, dass die Mutter total und super und komplett verantwortlich für das Wohl des Kindes ist und ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn sie arbeiten geht und sich nicht genug kümmert, wird von einigen angeblich emanzipierten, progressiven Frauen genauso vertreten wie von der CSU. Die ganze Obsession mit Erziehung, ob man auch alles richtig gemacht hat, ob das Kind auch richtig gefördert wird, ob frau die Wäsche mit dem richtigen Waschmittel wäscht, ob man lang genug gestillt hat, ob man nicht zu viel Druck ausübt und noch tausende Details mehr, auf die man achten muss, wenn man sein Kind nicht zu Jahren von Psychotherapie verdammen will, ist nur ein weiterer Teil der Kontrollgesellschaft. Aber sehr effektiv. Denn wehe, irgendjemand macht es anders als man selbst. Das ist dann total falsch und die Kinder tun einem leid. Sofort gibt es Ratschläge und Leute kopieren einem Artikel aus der Zeitschrift "Eltern". Dann behaupten diese Leute noch ernsthaft, Elternsein sei eine totale Herausforderung und man stoße dabei an seine Grenzen. Weicheier! Verwöhnte Mittelstandsgören! Denen alles in den Arsch geschoben wurde, so dass sie sich gleich vor Herausforderungen sehen, wenn sie mal von sich selbst absehen müssen. So! Rant over!

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